Andacht zu Karfreitag

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Gemeindemitglieder!

Es ist der Moment am Karfreitag. In der neunten Stunde, 15.00 Uhr, „ da neigte Jesus das Haupt und verschied“. Totenstille ist im Gottesdienstraum. Betroffenheit, Anteilnahme, Tränen – des Schmerzes, der Rührung, des Dankes, der Freude, der Hoffnung!

Ist der Karfreitag der Höhepunkt in der Karwoche, in der „traurigen Woche“? Ist mit diesem Ereignis der Kreuzigung das Leben abgeschlossen? Was soll noch folgen?

Die Woche hat mindestens noch einen Tag, wenn man die Zählung von Sonntag an beginnt und nicht ab Montag. Es ist der stille Samstag. Jesus wurde vom Kreuz genommen und in die Grabhöhle gelegt. Stilles Gedenken. Bewegte Herzen.

In den letzten Jahren nutzten viele Menschen unter uns den stillen Samstag für andere Dinge. Karfreitag, Karsamstag aus dem Leben gestrichen, so musste man den Eindruck haben. Der Tod ist nicht das Thema, das man sich wünscht, zumal wenn schöne Erwartungen auf fröhliche Ostertage in Familie oder auf Reisen die Menschen beschäftigen.

In diesem Jahr könnte alles anders sein. Seit Wochen ist das Leben bestimmt von dem Virus, der den Namen „Corona“ hat: Krone. Sein Aussehen ist einer Krone ähnlich. Der Virus beherrscht das Leben momentan wie ein furchtbarer Herrscher.

Es ist eine Machtdemonstration, die der Verurteilung Jesu zum Kreuzestod gleicht. Das Böse trägt den Sieg davon.

Oder doch nicht?

Wenn man an Karfreitag stehen bleibt, sich den Schmerzen ergibt, nur das Vordergründige sieht und nicht die Botschaft, die sich dahinter entfaltet, dann ist es so: das Böse hat gesiegt.

In unserer Beierfelder Kirche gibt es das große Wandgemälde über dem Altar, die Kreuzigung Jesu. Menschen in Trauer und Abschiedsschmerz. Die beiden anderen Kreuze fehlen. Nur auf Jesus ist alles konzentriert. Und über der Stadt öffnen sich die Wolken zu einem „V“.- victory – Sieg. So hat es der Maler gestaltet. Ostern, die Auferweckung Jesu wirft ihr Erlösungslicht auf die schmerzverzerrten Gemüter und Gesichter, wärmt sie. Aber es merkt zunächst keine/r. Die Enttäuschung, die Angst, zerbrochenes Vertrauen, einfach nur schlimme Trauer sind zu groß – ihr wisst schon!

 

Am Ende löst sich aus dem Leid Gottes Verheißung für alle Menschen: Ihr habt Gnade bei Gott gefunden! Jesus ist euer Heiland! Friede sei mit euch!

Ob wir in diesen Wochen der still gewordenen, bedrückten Zeit den Blick dorthin wenden wollen? Vielleicht öffnet uns der Karfreitag in diesem Jahr die Augen, um endlich zu sehen, was der Herr uns Gutes getan hat und tut.

 

Friedemann Müller, Beierfeld

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