Wenn ich als Wirt, das gewusst hätte …

Damals, als die zwei Fremden an meine Tür klopften, wenn ich gewusst hätte, was aus der Geschichte wird – das beste Zimmer hätte ich ihnen angeboten. Und für das Kind wäre mir das Beste gerade gut genug gewesen. Wenn sie doch wenigstens etwas Besonderes an sich gehabt hätten, dass mich aufmerksam gemacht hätte: `Pass auf, mit den zweien hat es etwas auf sich!` Aber nun bin ich für alle Jahrhunderte das schwarze Schaf in der Geschichte. Und ich wäre doch auch so gerne jemand, der sich sagt: „Wenn der kommt, mache ich alles auf!“ nach Johannes Kuhn aus „Auszeit für die Seele“

                                                                        „Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren  ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ Lukas 2, 4-7

„Er kam in seine Welt, aber die Menschen nahmen ihn nicht auf.“ Johannes 1,11

Der Wirt – oder war es eine Wirtin?

Können Sie sich das vorstellen? Nein, in diesem Jahr wahrscheinlich nicht…. Überfüllte Gaststätten und Hotels gab oder gibt es gerade nicht. Eher eine andere Not der Wirtsleute: Keine Gäste! Dabei würden sie gerne… nicht nur wegen des Geldes! Nein, sie wollten ja nie etwas anderes machen, als Menschen einen schönen Abend und ein gutes Essen oder einen entspannten Urlaub ermöglichen. Ja, das war der Grund dieses Geschäft einmal anzufangen. Und nun? Nichts, gar nichts!

Und damals? Natürlich sollte es den Gästen auch da gut gehen, sie sich wohlfühlen. Gastfreundschaft ist in diesen Ländern Groß geschrieben. Doch stellen wir uns die Situation doch einmal vor: Sie … ich als Gastwirt/ Hotelier … erst war es eine Freude. Einer nach dem andern kam und wir vermieteten ein Zimmer nach dem andern. Die Leute fühlten sich wohl und konnten erst einmal ruhen nach langer Reise. Ein gutes Essen diente zur Stärkung. Das es das beste Geschäft des Jahres oder vielleicht überhaupt werden würde, ließ die Arbeit umso leichter von der Hand gehen. Doch dann, der Besucherstrom reißt einfach nicht ab: „Wenn sie morgen wiederkommen, hätte ich wieder ein Plätzchen frei!“ „Es tut mir sehr leid, aber ich weiß nicht, wo ich ihnen noch etwas anbieten soll…. Sie sollen sich doch auch wohlfühlen können.“ „Ich kann sie doch nicht auf den Gängen nächtigen lassen…“

Ich fühle förmlich seine/ihre Not. Was soll man da machen? Und das nächste Problem: Den anderen Gastwirten geht es genauso! Mittlerweile sind schon die Privathäuser mit vermietet. Wer Glück hat findet bei der Verwandtschaft ein Plätzchen – wenn das nur immer gut geht ?…

Was als großes Geschenk begann, wurde zum Desaster. Na gut, wenn man abgebrüht war, dann war einem die Not der Leute eben egal… „sollten sie halt sehen wo sie bleiben – ich kann ja schließlich nichts dafür…“ Solche Wirtsleute beschreiben die Krippenspiele oft. Eiskalt. Scheinbar gefühllos. Dann sind da noch die, die nur das Geld im Blick haben… die eigentlich noch Platz hätten, aber Armen niemals ein Zimmer anbieten würden, weil sie dann ihr Geschäft in Gefahr sehen bzw. die große Einbuße. Und dann eben dieser eine Wirt/Wirtsfrau, die am Ende doch ein weiches Herz hatten. Sie alle werden in der Bibel nicht beschrieben. Sie sind erdachte Figuren in den Krippenspielen und haben doch eine zentrale Rolle in der Weihnachtsgeschichte bekommen.

„fanden keinen Raum in der Herberge…“ – Ein Stall, die Gartenlaube, der Abstellraum, der Schuppen, was auch immer es gewesen sein mag – irgendjemand hat sich erbarmt und wenigstens ein Dach übern Kopf angeboten.

Das will man eigentlich nicht… schon gar nicht als guter Gastwirt… da vermietet man schöne, saubere Zimmer aber nicht eine Absteige. Für mich ist der Wirt/Wirtin ein barmherziger Mensch, einer, der sein Herz erweichen lässt von der Not anderer und irgendeine Möglichkeit sucht und findet um zu helfen. Ob er dabei auch Geschäft wittert, weiß ich nicht… vielleicht war auch das ein Motiv. Doch was er/sie dann erlebt, finde ich viel entscheidender. Er/sie wird Teil der Weltgeschichte. Ja, in seinem/ihrem Eigentum kommt der zur Welt, nach dessen Geburt unsere ganze Zeitrechnung bestimmt ist. Das Jahr 0 wird als Geburtsjahr von Jesus Christus angenommen, um ihn dreht sich die ganze Zeitrechnung unserer Weltgeschichte.

Ja, wenn der Wirt/die Wirtin das damals schon gewusst hätten… Ja, was dann? Hätten sie wirklich das Gasthaus oder zumindest das beste Zimmer geräumt – andere weggeschickt, um für dieses arme Pärchen Platz zu machen? Hätten sie gar ihr eigenes Schlafzimmer angeboten? Hätten sie zugelassen, dass dieser Jesus – ja Gott selbst ihnen so nah kommen darf?

Möchten Sie diesen Jesus so nah an sich heranlassen? Den Retter der Welt heißt es… Von was möchten Sie gerettet werden?

Darf er wirklich mein Innerstes, meine tiefsten Gedanken und Gefühle mit mir teilen?

Was hätte das damals geändert? Was würde es heute ändern?

Wären meine Schuldgefühle weg? Würde ich mich frei und geliebt fühlen so wie die Hirten von der Krippe wieder loszogen?

Wäre ich zutiefst erfüllt von einer inneren Glaubenserkenntnis, wie die Weisen aus dem Morgenland?

Was war nicht alles geschehen in dieser Nacht?

Die Geburt – ganz allein und dazu noch unter diesen Bedingungen, das allein hat manchem wahrscheinlich schon vom Hören erst einmal gereicht. Ein Neugeborenes ist ja immer etwas Besonderes – aber hier in dieser Nacht war es als ob der Himmel die Erde berührt, es war als wäre die Zeit für einen Moment stehen geblieben und alles Glück der Welt genau an diesem Ort.

Zuerst durften das die Hirten erleben und später die Weisen aus dem Morgenland und vielleicht alles in allem eben der Wirt/die Wirtin.

Ob er/sie die ganze Zeit dabeibleiben konnte oder ob er/sie immer mal wieder gucken ging? Oder hatten sie angeboten nach ihnen rufen zu lassen, wenn etwas gebraucht würde?

Lassen Sie doch ihren Gedanken mal freien Lauf. Denken Sie sich hinein in die Gefühle und Gedanken des Wirts/ der Wirtin.

Wo stehen Sie?

Stiller Beobachter oder eifriger Macher?

Was hätten Sie anders gemacht, wenn Sie vorher gewusst hätten, wer dort geboren wird?

Haben Sie es schon einmal gewagt, diesen Jesus so nah an sich heranzulassen?

Nur Mut! Lassen Sie sich von IHM beschenken, denn das möchte ER liebend gern tun!