Liebe Seniorinnen und Senioren,

mit diesen uns bekannten Zeilen von Dietrich Bonhoeffer grüße ich Sie alle im neuen Jahr.

Wer war Dietrich Bonhoeffer und was hat ihn veranlasst, solch ein Gedicht zu schreiben? Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren. Er wuchs zusammen mit sieben Geschwistern auf. Sein Vater war Professor der Nervenheilkunde. Später zog die Familie nach Berlin. Mit 18 Jahren begann Bonhoeffer Theologie zu studieren. Konfirmanden und überhaupt junge Menschen lagen ihmbesonders am Herzen. Seine theologische Arbeit führte ihn in verschiedene Länder, sogar bis nach Amerika. Schon als junger Pfarrer forderte er die Kirche auf, sich der Welt zu stellen. Bonhoeffer gehörte zu den wenigen Theologen, die den Hitlerfaschismus ablehnten und sich klar gegen Rassismus, insbesondere dem Antisemitismus stellten. Trotz Rede- und Schreibverbot engagierte er sich in der oppositionellen „Bekennenden Kirche“. Am 5. April 1943 wurde Bonhoeffer verhaftet und verbrachte die nächsten zwei Jahre in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern. Kurz vor Kriegsende wurde er am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet. Er ist nur 39 Jahre alt geworden. Bonhoeffer gilt als einer der wichtigsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts.

Das von ihm verfasste Gedicht „Von guten Mächten ...“ wurde vertont und wir singen dieses Lied (EG 65) gern an Silvester, zu Geburtstagen oder bei Beerdigungen. Dieses Lied gibt heute noch vielen Menschen in Übergangs- und Notsituationen Halt und Kraft. Vielleicht liegt es daran, dass dieses Gedicht in einer schweren, notvollen Situation entstanden ist:

Bonhoeffer hatte schon zwei Jahre in verschiedenen Gefängnissen verbracht. Er hatte Angst, Einsamkeit, Sehnsucht nach der Verlobten und der Familie am eigenen Leib erfahren. Die Zukunft war ungewiss. Das Jahr 1945 stand vor der Tür. In dieser Zeit schrieb er seiner Familie und seiner Braut einen Neujahrsbrief. Mit diesem Brief wollte er seinen Lieben Mut machen. Am Ende dieses Briefes stand das besagte Gedicht: „Von guten Mächten ...“ Bonhoeffer fühlt sich trotz allem Schlimmen umgeben von Gott. Er sieht sich unter Gottes Hut, in Gottes Hand. Dankbar kann er von der wunderbaren Nähe Gottes schreiben. Und das macht ihn getrost, in ein neues Jahr zu gehen. Er fühlt sich mit seiner Familie so eng verbunden, als würden ihn nicht Gefängnismauern von seinen Lieben trennen.

Wer solche Worte in schweren Zeiten sagen kann, der hat eine besondere Beziehung zu Gott. Diese Haltung kann nur Gott schenken. Mit diesem Gedicht will er seine liebsten Menschen trösten. In den sieben Strophen spricht er von Not, Last und Leid, er empfindet aber ebenso Dankbarkeit für vergangene Freuden, er spricht von der Hoffnung auf ein Wiedersehen, aber er lässt auch den Gedanken zu, dass alles zu Ende sein kann. Die letzte Strophe ähnelt sehr der ersten. Doch hier redet Bonhoeffer nicht mehr nur von sich selbst, er wünscht sich dieses Gottvertrauen auch für seine Familie. Das auch sie einstimmen kann: Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedemneuen Tag.

Dieser Text von Dietrich Bonhoeffer kann auch uns in diesen Tagen, die voller Ungewissheit vor uns liegen, Trost und Hoffnung sein. Gott geht mit. Er ist bei uns auch im neuen Jahr, jeden Tag. Bonhoeffer schreibt einmal an anderer Stelle: „Ich glaube, dass mir nichts Sinnloses widerfährt und dass es für uns alle gut so ist, wenn es auch unseren Wünschen zuwiderläuft. Ich sehe in meinem gegenwärtigen Dasein eine Aufgabe und hoffe nur, dass ich sie erfülle.“

Vielleicht ist es ja unsere Aufgabe in diesen Tagen, bei all dem, was uns gerade belastet, das Gute zu suchen. Nicht ständig zu klagen, sondern die Augen offen zu halten für Dinge, für die wir danken können. Und diese guten Gedanken sollten wirmiteinander teilen, um uns gegenseitig aufzurichten und Mut zu machen.

Bleiben Sie trotz allem getrost! Amen

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen im Namen aller Mitarbeiter ein gesegnetes neues Jahr!

Ihre Birgit Mehlhorn

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