Liebe Leserinnen und Leser!

Sie können derzeit nicht den Gottesdienst in Ihrer Kirche besuchen, deshalb kommt die Kirche zu Ihnen.

Ich möchte Sie einladen, sich hinzusetzen, die Bibel zur Hand zu nehmen und sich mit mir gemeinsam Gedanken über einen Text aus der Passionsgeschichte zu machen.

Lesen Sie bitte im Johannesevangelium Kap. 13, 1-15.

 Die Fußwaschung des Petrus

Ich doch nicht!

Ich bin doch nicht Mädchen für alles!

Das kann ein anderer machen!                  

Das ist unter meiner Würde!

Haben Sie das so schon einmal gedacht? Welche Situationen fallen Ihnen dazu ein?

Diese Sätze sind nicht aus der Luft gegriffen. In Familien, unter Nachbarn, am Arbeitsplatz erleben wir solches Denken. Es ist ganz normal unter uns.

Vielleicht werden Sie jetzt denken: Die Jünger sagen doch kein Wort. Richtig! Aber vielleicht hatten sie ja genau diese Sätze im Kopf, denn keiner von ihnen griff zur Waschschüssel.

Nach orientalischer Sitte war es üblich, dass der Diener des Hauses den Gästen vor der Mahlzeit die Füße wäscht. Damals lag man zu Tisch und die Füße waren vom Staub der Straßen schmutzig. Offensichtlich war kein Diener da und auch von den Jüngern hatte sich niemand gefunden, diesen Dienst zu tun. Da steht Jesus auf. Ohne große Worte legt er sein Gewand ab und bindet sich die Schürze um. Er tut den Dienst eines Sklaven. Er, der Meister wird zum Diener. Er, der Herr, macht sich den Rücken krumm. Jesus bringt die Rangordnung durcheinander. Er vertauscht oben und unten, Große und Kleine, Mächtige und Diener. An anderer Stelle sagt Jesus: Wer groß sein will, soll Diener sein. Was für eine Zumutung für Männer, wie die Jünger es waren! Sie sollen Sklavenarbeit tun?    Damit seine Freunde ihn richtig verstehen, macht Jesus es ihnen vor. Die Fußwaschung soll Vorbildwirkung haben für seine Jünger damals und für uns heute.

Aber zugleich ist sie auch ein Zeichen der Liebe. Jesus dient seinen Jüngern. Jesus gibt sich für sie hin. Am Kreuz wird das besonders deutlich. Er wird nicht nur Mensch, sondern er erniedrigt sich und nimmt Knechtsgestalt an.

Es geht hier nicht um Fußhygiene – hier geht es um ein Zeichen der Liebe an unseren Herzen. Aus Liebe zu uns wäscht Jesus unseren Sündenschmutz ab. Die Schuld soll uns nicht mehr belasten. Wir sollen rein sein.

 

                                                                                       
Sieger Köder: Fußwaschung

 

Das Bild zu  zeigt uns den Petrus, wie er Jesus abwehrt, sich aber zugleich auf ihn stützt. Den Dienst der Liebe anzunehmen, müssen wir genauso lernen wie Petrus. Ohne Reinigung, ohne Vergebung, werden wir nicht zu ihm gehören.

Das Gesicht von Jesus ist verdeckt, aber sein Spiegelbild ist zu sehen. Ich denke, der Maler des Bildes will uns sagen, dass uns immer im Nächsten auch Jesus begegnet. Alles, was wir einem anderen tun, tun wir Jesus. Gerade in diesen schweren Zeiten wollen wir mit Jesu Hilfe einander dienen, aneinander denken, miteinander im Gespräch bleiben, füreinander beten….

Kommen wir noch einmal zum Anfang zurück. Jesus spricht mit dieser Geschichte auch zu uns heute. Seine Liebe reicht so weit, dass er uns trotz unserer lieblosen Gedanken nicht beschämt, sondern geduldig und voller Güte zeigt, wie wir es anders, besser machen können. Amen

Ich wünsche Ihnen allen, im Namen aller Mitarbeiter unserer Schwesternkirchgemeinden, eine gesegnete Karwoche!

Ihre Birgit Mehlhorn, Bernsbach

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