Ich brauche Segen
Mopedrüstzeit 2022 – Mit Gott unterwegs ans Kap Arkona
Ein Jugendgottesdienst in Johanngeorgenstadt im Februar 2022, hier fängt die Geschichte genau genommen an. Besser gesagt mit einem kleinen Flyer der Evangelischen Jugendarbeit des Kirchenbezirks Aue. Darin fand sich eine ausgeschriebene Mopedrüstzeit mit dem Titel „Dein Moped, kühler Wind und du.“ Auf nach Rügen ans Kap Arkona mit dem S51 Simson, so das Ziel für Jungs und Mädchen mit druckfrischem Mopedführerschein.
Eine spannende Sache fand ich, genauso wie auch Hannes (17) aus Lößnitz, der diesen Flyer ebenfalls in den Händen hielt. Soweit so gut. Damit war aber noch nicht klar, dass diese interessante Idee schließlich Hannes mit seinen fünf Freunden, meinen Cousin, meinen Bruder mit seiner Tochter und mich tatsächlich am 18. Juli 2022 in Richtung Kap Arkona aufbrechen ließ.
Nach langer Vorbereitung, Planung und Überlegung standen nun am Montag um 9:30 Uhr fünf erwartungsvolle Mopedfahrer auf dem Kirchplatz in Beierfeld. Hannes mit seinen Freunden Jonas, Erik, Finn und Gabriel waren bereit zur Abfahrt. Dazu kam Jonathan als Begleiter und Sozius.
Es wurde das Versorgungsfahrzeug beladen und Hannes drückte mir eine große Kiste in die Hand. „Wie besprochen der S51 Ersatzmotor.“ sagte er lächelnd. Ja was braucht man wohl alles auf so einer Reise mit alter Technik und gut 700km nach Rügen an das Leuchtfeuer am Kap Arkona. Werden wir wirklich einen Motor wechseln müssen?
Unser Gepäck sollte nicht nur aus dem täglichen Bedarf, Essen, Trinken, unseren Ersatzteilen und Werkzeug bestehen. Jesus sollte jeden Tag unser Begleiter sein. Mit ihm und dem Vertrauen auf seine Führung wollten wir stets die Reise antreten. Daher versammelten wir uns in der Kirche zur Andacht. Wir baten um den Segen Gottes für die Reise, um Weisheit und Hilfe da, wo unsere Planungen versagen.
------ Bild 1 – Start an der Kirche Gruppenbild ---------
So ging es auf zur ersten Etappe, zum Einrollen recht kurz mit 75km bis an die Talsperre Kriebstein.
Die Strecke war gut fahrbar, das Wetter angenehm und so erreichten wir freudig am frühen Nachmittag Lauenhain an der Talsperre. Hier war jetzt genug Zeit, sich miteinander vertraut zu machen. Die gemeinsame Kaffeerunde, das Baden im Wasser, die Bootsfahrt oder auch das Fußballspielen trugen dazu bei.
Im Prinzip gab es keine nennenswerten Vorkommnisse während der Fahrt. Bis auf die Freudensprünge über die Ankunft von Erik mit erfolgreichem Zielsturz und den ersten Zündaussetzern der MZ ETZ von mir. So hielten sich die Reparaturen im Rahmen. Der freundliche Bootsverleiher musste auch schnell noch auf seiner Abendrunde vorbeischauen. Angelockt von den Erzählungen der Jungs über die Tour, versicherte er uns, dass wir mit Gottes Segen rechnen dürfen. Währen wir katholisch, könnten wir auch gleich noch mit Weihwasser die Segnung vornehmen. :-)
---- Bild 2 CAMP Kriebstein und Bild 3 Abfahrt Tag 2 ----
Tag 2 begann entspannt mit dem Bewusstsein über eine lange Etappe bis kurz vor Berlin. Nach einem Gebet starteten wir gegen 9 Uhr in Richtung Döbeln Lutherplatz. Dort konnten wir Dank meiner Schwester kurz durchatmen und bestiegen den Kirchturm und besichtigten die Türmerwohnung. Nach einer Stärkung am Kaffeetisch machten wir uns dann doch mit etwas Verspätung auf nach Dahmsdorf an den Storkower See.
-------BILD 4 – Lutherkirche Döbeln -----
Es wurde stets heißer auf der Fahrt und während der ersten 70km Richtung Torgau sahen wir schon die ersten Felder während der Ernte brennen. An einer Kreuzung kam es schließlich zu einem ungewollten Stopp. Das Moped von Gabriel ließ sich nicht mehr schalten. So musste die Schrauberkunst von Hannes ran. Als Landmaschinenmechaniker im 1. Lehrjahr stellte er die Gänge wieder ein. Doch es kam eins zum anderen. Der Kupplungshebel musste noch getauscht und angepasst werden. Zwischenzeitlich stellte sich auch bei der ETZ eine gewisse Sturheit ein, so dass sie ein erstes Mal der Hitze Tribut zollte und nicht mehr ansprang.
Ergebnis: fast 2 Stunden in der Mittagshitze Reparaturen und letztendlich eine Hängerfahrt für die ETZ. Die Mopeds liefen wieder und in Torgau gab es dann erst einmal eine Stärkung beim nächst besten Imbiss.
Der nächste Stopp wurde bewusst angefahren, Zweirad- und Fahrzeugservice Ende. Meine ETZ bekam einen neuen Kondensator, Erik seine neuen Griffe und schließlich auch noch durch die Hilfe des Mechanikers das Moped von Gabriel die nötigen Ersatzteile, um das Problem des Ölaustritts an seinem Moped zu beheben. Die Reparatur sollte jedoch erst am Campingplatz erfolgen beschlossen wir.
Die Fahrt ging weiter und in Herzberg begann mein Motorrad wieder zu mucken. Außerdem stellte sich ein massiver Ölaustritt ein durch den Verlust eines Blindstopfens am Motor. Dieser wurde behoben und so ging es mühsam weiter nach Berlin. Der Tag nahm weiter seinen Lauf und kurz gesagt wurden wir alle 60 – 70km zu einem Stopp gezwungen. In Brandenburg kam es dann zum schlechtesten Zeitpunkt zu einem Qualmen an meinem Motorrad mit weißem Nebel. Das verhieß nichts Gutes. Ich wusste das Motorrad verbrennt gerade Getriebeöl, so soll das nicht sein. Auf keinen Fall wieder anhalten, dann geht nichts mehr, dachte ich. So konnte ich auch noch etliche Kilometer fahren, irgendwann hörte auch das Qualmen auf und schließlich waren wir kurz vor dem Ziel.
------Bild 5 – Feldbrand ---- ----- Mittgashitze Reparatur Bild 6 --- ---- Bild 7 Unfallkurve ---
Da ich in der Zwischenzeit etwas weiter vorausgefahren war, hatte ich die Mopedfahrer schon nicht mehr im Rückspiegel. Und sie tauchten auch nicht auf, nachdem ich wieder deutlich langsamer fuhr. Nun musste ich doch umdrehen und schauen wo sie bleiben. Mein Verdacht bestätigte sich leider. Jonas war tatsächlich in einer der wenigen Kurven mit 40km/h geradeaus in die Büsche gefahren!
Gar nicht gut. Das Moped war krumm und schief. Aber Jonas wohlauf. Gott sei DANK. Mein Bruder Samuel beobachtete das Geschehen direkt dahinter und wollte, aber konnte nicht helfen. Die Fahrt von Jonas ging ab in den Wald. Einen Baumstumpf überquerte er direkt und kam im Wald-boden zu liegen. Er hatte nicht einen wirklichen Kratzer! Ein Wunder!
Der Schock war da und wir versammelten uns zu einem Gebet nachdem wir alles soweit für die Weiterfahrt richten konnten. So fuhren Samuel mit dem Transporter und die Mopeds die wenigen Kilometer bis zum Campingplatz um noch vor 21Uhr die Anmeldung an der Rezeption vornehmen zu können. Meine MZ musste natürlich am Unfallort abgestellt werden. Demzufolge sprang sie nicht sofort wieder an. Ich schickte die anderen trotzdem los in der Hoffnung, das Motorrad in Ruhe wieder flott zu kriegen, nachdem wir zu viert erfolglos versuchten es anzurollen.
Eigentlich schraubte ich auf gut Glück an der Zündung herum. Ich wusste ja, dass mein Motoröl nun fast vollständig verbrannt ist. Der weiße Rauch aus dem Auspuff in Brandenburg. Trotzdem schraubte ich noch eine neue Zündkerze in den Zylinder. Die alte war genauso weiß verbrannt wie der Qualm aus dem Auspuff. Ich seufzte und schickte ein Stoßgebet gen Himmel.
------ Bild 8 Motorrad – Ich brauche Segen ----
Mehrere Tritte auf den Kickstarter und siehe da das Motorrad sprang an. Es klang sogar ziemlich gut und mit großer Freude konnte ich auch die letzten Kilometer antreten. Voller Dankbarkeit fuhr ich in den Sonnenuntergang und wusste, das Ziel ist nicht mehr weit. Punkt 21Uhr erreichte ich den Campingplatz. Die Jungs waren auch schon am Platz. Völlig geschafft aber glücklich konnten wir unsere Zelte aufschlagen. Wir schafften es noch nicht einmal mehr zum See, und nach dem gemeinsamen Abendessen dankten wir Gott für seine Bewahrung und gingen direkt schlafen.
----- Bild 9 --- Sonnenuntergang Fahrt zum Ziel an Tag 2----
An diesem Tag zwang uns Gott immer wieder zu Pausen. So ließen wir Kraft und mussten die Schwierigkeiten meistern, die im Wege standen. Dies ging aber nicht durch unsere eigene Kraft wurde mir hier sehr deutlich. Mit Gottes Hilfe gelang es, dass wir während der Stopps dennoch auch mit Essen, Trinken oder auch Eis auftanken konnten, bei Temperaturen um fast 40 °C.
Im Nachgang betrachtet trug uns den ganzen Tag über der Losungsvers des 19. Juli aus Psalm 34,8. „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.“
Am nächsten Tag wurde das noch einmal deutlich. Nach einer erholsamen Nacht wurde in aller Ruhe an den Fahrzeugen repariert. Jonas war fit als wäre nichts passiert. Sein Moped wurde noch einmal gerichtet, die Ersatzteile für den Motor von Gabriel wechselten wir gemeinsam und so wurde alles wieder fahrbereit gemacht. Bis auf mein Motorrad. Das lief ja gestern richtig gut am Abend. Sollte also auch heute vielleicht trotz der Schwierigkeiten wieder funktionieren. Aber es tat sich nichts. Das Motorrad gab nicht einen Laut mehr von sich. Nur aus dem Motor kam bei jedem Kick eine weiße Rauchfahne. Ein Zeichen -hier geht nichts mehr.
Für mich ein weiteres Wunder des gestrigen Tages. Das Motorrad hätte im Normalfall schon gar nicht mehr am Unfallort anspringen dürfen. Die technischen Ausfälle der Maschine waren so gravierend, dass eine Funktion eigentlich ausgeschlossen war.
Gott hat uns an diesem Tag getragen und begleitet. Jeden einzelnen Kilometer war er an unserer Seite. Er hat uns gezeigt: „Wo ihr nicht mehr könnt bin ich da. Wo ihr denkt es alleine zu schaffen, werdet ihr scheitern. Vertraut auf mich und geht euren Weg mit mir gemeinsam.“