2. Weihnachtsfenster

Mitten im Alltag

Hirten auf dem Feld.

Tagein, tagaus die gleiche Arbeit.

Schafe hüten, bei Tag und bei Nacht.

Kälte und Hunger sind ständige Begleiter.

Immer auf der Hut sein vor Gefahren und wilden Tieren.

Menschen am Rand der Gesellschaft – arm, verachtet und ausgestoßen.

Das ist der Abschaum der Gesellschaft!

Mit denen will sich doch keiner voll machen.

Doch Gott denkt anders.

Er teilt nicht ein in OBEN und UNTEN.

Für ihn zählen nicht Reichtum und Ansehen.

Gott kommt mitten in den Alltag der Hirten – unverhofft und unerwartet.

Gott kommt auch mitten in unseren Alltag –

Unverhofft und unerwartet.

 

Die Hirten auf dem Feld

Geschenke (das war das Thema des letzten Textes + Bildes) – die haben die Hirten der damaligen Zeit wohl kaum erhalten.

Denen wurde nichts geschenkt. Sie waren die letzten der Gesellschaft. Abgehängt, obwohl ihre Arbeit wichtig war… systemrelevant … die Schafe waren ja Lebensgrundlage schlechthin – Milch, Fleisch, Wolle… Nahrung und Kleidung also … mit die wichtigsten Grundbedürfnisse des Menschen.

Vielleicht haben Sie manchmal ähnliche Gedanken und Gefühle? Abgehängt? Interessiert doch sowieso keinen?

Vielleicht können sie sich auch kaum vorstellen, dass Gott an ihrem Leben interessiert ist, geschweige denn etwas Gutes mit ihnen vorhaben könnte.

Dann herzlich willkommen in der Weihnachtsgeschichte. Denn dann geht es ihnen wie den Hirten. Aber gerade sie – die Hirten – sind heute aus keiner Krippenszene wegzudenken.

1. Weihnachtsfenster

Advent

Erwartung liegt in adventlicher Luft, vermischt

mit verlockendem Plätzchenduft.

In den Geschäften geht es rund,

die Menschen hoffen auf einen Schnäppchenfund.

Eine Menge Geschenke müssen her,

der Geldbeutel wird so nach und nach leer.

Doch mancher wünschte sich lieber Zeit

und Raum für herzliche Gemeinsamkeit.

Zusammen sein und miteinander lachen

ist viel mehr wert als all die Sachen, die irgendwo im Regal verstauben

und letztlich wiederum Zeit nur rauben.

Möge doch der Sinn vom Schenken

unser Trachten wieder dorthin lenken,

wo es um wirklich Wertvolles geht

und der Mensch im Mittelpunkt steht.

Helga Schäferling , deutsche Sozialpädagogin

 

Geschenkt                      

Welches Geschenk für wen? Ob es auch gefällt? Ist man einverstanden mit den Wünschen der Kinder?   Kann und will man sie erfüllen? Und dann die tausend Kleinigkeiten für die lieben Bekannten… was wird es in diesem Jahr werden? Selbstgemachte Marmelade oder doch etwas Genähtes? Eine liebe Karte oder…. Schön ist das in den dunklen Stunden in der warmen Stube zu sitzen und für liebe Menschen etwas zu gestalten.

Was aber ist das großartigste Geschenk, das sie jemals erhalten haben?

Eine wertvolle Kette?                     Einen Traumurlaub?                           Ein Haustier?

„Mein Leben“ antwortete mir ein 6-Jähriger in der Schatzsucherinsel (Christenlehre) „… denn sonst könnte ich ja all die schönen Sachen gar nicht haben (genießen)!“

Siehst du das auch so?

Dein Leben – ein großartiges Geschenk?

Oder ist es dir manchmal mehr Last als Freude?

Geschenke…. Wenn wir das Schenken richtig verstehen, dann sind sie umsonst! Einfach so, ohne Gegenleistung! Da geht es nicht darum, dass der Beschenkte im gleichen Wert etwas zurückgeben muss.

Wir dürfen das Geschenk annehmen, auspacken, nutzen, genießen, etwas daraus machen.

Das Geschenk des Lebens – so liest oder hört man manchmal im Zusammenhang einer Schwangerschaft oder der Geburt eines kleinen Kindes.

Ob Maria es damals auch so gesehen hat?

Ein Geschenk, was da in ihrem Bauch heranwächst? Unter dieses schwierigen Umständen – nicht verheiratet (und das war damals wirklich ein Problem ? ), ein Kind, nein Gottes Sohn, unter mysteriösen Umständen („die halten mich doch alle für bekloppt und lassen mich einweisen“ – war vielleicht ein Gedanke) und dann noch die Volkszählung…

Von Maria lesen wir einen Lobgesang – ein Loblied an Gott – dem Schöpfer des Lebens.

Marias Loblied - Lukas 1, 46 - 55

46Maria erwiderte: »Gelobt sei der Herr!

47 Wie freue ich mich an Gott, meinem Retter!

48 Er hat seiner unbedeutenden Magd Beachtung geschenkt, darum werden mich die Menschen in alle Ewigkeit glücklich preisen.

49 Denn er, der Mächtige, ist heilig, und er hat Großes für mich getan.

50 Seine Barmherzigkeit gilt von Generation zu Generation allen, die ihn ehren.

51 Sein mächtiger Arm vollbringt Wunder! Wie er die Stolzen und Hochmütigen zerstreut!

52 Er hat Fürsten vom Thron gestürzt und niedrig Stehende erhöht.

53 Die Hungrigen hat er mit Gutem gesättigt und die Reichen mit leeren Händen fortgeschickt.

54 Und nun hat er seinem Diener Israel geholfen! Er hat seine Verheißung nicht vergessen, barmherzig zu sein,

55 wie er es unseren Vorfahren verheißen hat, Abraham und seinen Kindern - für immer.«

Vieles bewegt sie… ob das alles so richtig läuft gerade … ob die Regierungen die richtigen Entscheidungen treffen … ob die Gesellschaft so wirklich leben kann/ soll ... Aber trotzdem hat sie am Ende ein JA zum Leben. Zu ihrem eigenen und ihrer besonderen Aufgabe, die ihr zu Teil wird und zu diesem neuen Leben unter ihrem Herzen.

Nochmal: Was ist das großartigste Geschenk, das du jemals bekommen hast?

Dein Leben? Oder das deiner Kinder?

Wenn wir es so annehmen könnten…würden… was hätte das für eine Konsequenz? Unser Leben – geschenkt – umsonst – unverdient?                                                                                             

Wie reagieren wir auf den Schenker, den Geber?

Dankbar wie Maria? Unser Leben Gott – dem Schenker zur Verfügung stellen? Nicht als Gegenleistung!  Nein, aus Dankbarkeit!?

Und Josef? Wie wird es ihm ergangen sein?

Diese Nachricht von Maria? Schwanger, aber nicht von dir!

Aber auch er findet ein JA zum Leben. Zu einem Leben, dass er sich so ganz anders vorgestellt hatte. Natürlich er hatte übernatürliche Begegnungen, die ihm dazu verhalfen…. Aber sind das nicht auch Geschenke… Geschenke der Begegnung mit dem Allmächtigen? Er hätte sie auch einfach ignorieren können… abtun als Einbildung oder was auch immer…. Aber er hat sie wahrgenommen, angenommen und in die Tat umgesetzt.                                                                                  

Noch einmal:   Was ist das großartigste Geschenk, dass Sie jemals erhalten haben?

Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen allen Lydia Winter

 

Andacht zum Ewigkeitssonntag

Zwei Blätter am Ast nach Felix Saltan


Von der großen Eiche am Wiesenrand fiel das Laub. Es fiel von allen Bäumen. Ein Ast der Eiche stand hoch über den anderen Zweigen und langte weit hinaus zur Wiese. An seinem äußersten Ende saßen zwei Blätter zusammen.

„Es ist nicht mehr wie früher“, sagte das eine Blatt. „Nein“, erwiderte das andere. „Heute Nacht sind wieder so viele von uns davon…“

„Wir sind beinahe schon die Einzigen an unserem Ast.“ „Man weiß nicht, wen es trifft“, sagte das Erste.

„Als es noch Hitze gab, kam manchmal ein Sturm oder ein Wolkenbruch, und viele von uns wurden damals schon weggerissen, obgleich sie noch jung waren. Man weiß nicht, wen es trifft.“

"Jetzt scheint die Sonne nur noch selten“, seufzte das zweite Blatt, „und wenn sie scheint, gibt sie keine Kraft. Man müsste neue Kräfte haben.“

„Ob es wahr ist“, flüsterte das Erste, „ob es wohl wahr ist, dass an unserer Stelle andere kommen, wenn wir fort sind- und dann wieder andere und immer wieder …“

„Es ist sicher wahr“, flüsterte das Zweite, „man kann es gar nicht ausdenken …es geht über unsere Begriffe … Und wo gehen die anderen hin, die zur Erde fallen?“

 

Liebe Seniorinnen und Senioren,

der Monat November führt uns die Vergänglichkeit in der Natur, aber auch unsere eigene Vergänglichkeit deutlich vor Augen. Der Volkstrauertag und der Ewigkeitssonntag erinnern uns besonders daran.
Der Tod ist ein Teil unseres Lebens. Nichts ist so sicher wie die Tatsache: Wir alle müssen sterben. Werden und Vergehen – die Natur lässt uns das Jahr für Jahr erleben. Niemand kommt am Tod vorbei. Im Tod sind alle Menschen gleich. Da gibt es keine Ausnahmen.
Und obwohl wir das wissen, leben wir manchmal so, als würden wir niemals sterben. Viele Menschen verdrängen den Gedanken ans Sterben. Sie schieben ihn weg. Friedhöfe sind für sie Orte, an denen sie sich unwohl fühlen. Beerdigungen lösen Beklemmungen aus und machen sprachlos. Beim Schreiben einer Trauerkarte sind viele Menschen überfordert und unsicher. Die Kinder sollen möglichst keine Verlusterfahrungen haben. Man will ihnen die Trauer ersparen.
Doch Leben und Sterben gehören zusammen wie das Säen und Ernten, wie Licht und Dunkelheit, wie Freude und
Trauer …

Im Psalm 90 Vers 12 steht: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“

In einer neueren Übersetzung heißt es: „Mach uns bewusst, wie kurz unser Leben ist, damit wir endlich zur Besinnung kommen.“
Der Psalmbeter weiß, Leben und Sterben gehören zusammen. Darum fordert er uns auf: Bedenke! Mache dir bewusst! Der Tod kommt. Er ist Realität. Ihn auszublenden wäre dumm und unverantwortlich.
Was heißt das aber nun in diesem Zusammenhang klug werden oder zur Besinnung kommen?
 - Wir dürfen das Sterben nicht ausgrenzen aus unseren Gedanken, unserem Leben.
 - Jeder sollte sich bewusstmachen: Meine Zeit ist die Zeit, die Gott mir schenkt.
 - Regeln wir wichtige Angelegenheiten ehe es zu spät ist.
 - Bringen wir unsere Beziehungen zu Gott und den Menschen in Ordnung.
 - Fragt euch: Was ist wirklich wichtig im Leben?

Als Christen empfinden wir Trauer genauso wie andere Menschen, aber wir haben eine besondere Sicht auf das Sterben. Der Tod, das Sterben ist kein Punkt, sondern ein Doppelpunkt – da kommt noch was! Das Leben liegt nicht hinter uns, sondern vor uns. Jesus hat dem Tod die Macht genommen. Welch ein Trost, was für eine Hoffnung ist das für den der stirbt, aber auch für die, die zurückbleiben.
In vielen Liedern bringen wir diese Zuversicht zum Ausdruck:
„Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn...“,
„In dir ist Freude in allem Leide …“, Leb ich, Gott, bist du bei mir. Sterb ich, bleib ich auch bei dir …“
Wenn die gefallenen Herbstblätter uns in der nächsten Zeit an unsere Vergänglichkeit erinnern, dann wollen wir daran denken: Wir können nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand.
Lasst uns einstimmen in das Gebet von Franz von Assisi:
Gott, Du bist der Anfang, Du bist das Ende, alles lebt durch deine Hände und für alle Deine Liebe will ich danken. Gib uns Kraft, Dein Licht zu sehen und auf Deinem Weg zu gehen. Du bist Glaube, Liebe, Hoffnung – Du bist Leben.

Amen.

Bleiben Sie behütet und gesegnet! Es grüßt Sie im Namen aller Mitarbeiter

Ihre Birgit Mehlhorn

Predigt vom Buß - und Bettag

Zu Gast bei Freunden - Ökumenischer Gottesdienst zum Buß- und Bettag 18.11.2020

Evangelisch-Lutherische Christuskirche Beierfeld

 

Gott unterbricht - Jesaja 1, 10-18

 

10 Ihr Machthaber von Sodom, hört, was der Herr sagt! Du Volk von Gomorra, vernimm die Weisung unseres Gottes! 11 »Was soll ich mit euren vielen Opfern?«, fragt der Herr. »Die Schafböcke, die ihr für mich verbrennt, und das Fett eurer Masttiere habe ich satt; das Blut von Stieren, Lämmern und Böcken mag ich nicht. 12 Wenn ihr zu meinem Tempel kommt, zertrampelt ihr nur meine Vorhöfe. Habe ich das verlangt? 13 Lasst eure nutzlosen Opfer! Ich kann euren Weihrauch nicht mehr riechen! Ihr feiert den Neumond, den Sabbat und andere Feste; ich kann sie nicht ausstehen, solange ihr nicht von euren Verbrechen lasst. 14 Eure Neumondfeiern und eure Feste hasse ich; sie sind mir lästig, ich kann sie nicht mehr ertragen. 15 Wenn ihr im Gebet eure Hände zu mir ausstreckt, blicke ich weg. Und wenn ihr mich auch noch so sehr mit Bitten bestürmt, ich höre nicht darauf; denn an euren Händen klebt Blut! 16 Wascht euch, reinigt euch! Macht Schluss mit eurem üblen Treiben; hört auf, vor meinen Augen Unrecht zu tun! 17 Lernt Gutes zu tun, sorgt für Gerechtigkeit, haltet die Gewalttätigen in Schranken, helft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht!« 18 Der Herr sagt: »Kommt her, lasst uns prüfen, wer von uns Recht hat, ihr oder ich! Eure Verbrechen sind rot wie Blut, und doch könnten sie weiß werden wie Schnee. Sie sind rot wie Purpur, und doch könnten sie weiß werden wie reine Wolle – 19 wenn ihr mir nur gehorchen wolltet! (Gute Nachricht Bibel)

 

 

Liebe ökumenische Gemeinde am Buß- und Bettag 2020 hier in der Beierfelder Christuskirche,

 

nicht, dass sie sie nicht bemüht hätten. Der richtige Gottesdienst war ihnen etwas wert. Eine Unmenge an feinsten Tieren, die man dazu für Gott geopfert hat. Und Weihrauch.

Für Gott nur das Beste. Alles hatte seine Ordnung. 

Die Feiertage wurden peinlich genau eingehalten und es wurde inbrünstig mit flehenden Worten gebetet. 

Fromme Leute in Sodom und Gomorra. Oder? 

 

Es hätte alles so schön in gewohnter Ordnung weitergehen können, wenn Gott nicht den Ablauf unterbrochen und durch den Mund des Propheten Jesaja dazwischengefunkt hätte: 

He, ihr da! Hört des Herrn Wort! Und du, mach die Ohren auf für die Weisung unseres Gottes! 

 

Merkwürdig ist nur, das es zur Zeit von Jesaja (also um ca. 700 v.Chr.) die Städte Sodom und Gomorra gar nicht mehr gab. Sie waren längst mit ihren Bewohnern untergegangen. 

Sodom und Gomorra sind zum Symbol geworden für das, was Gott nicht gefällt und was der Prophet in Gottes Namen anprangern muss. 

 

Die harten Worte Jesajas gelten der Stadt Jerusalem und ihren Einwohnern. Ihnen hält er den Spiegel vor und er hat sich mit Sicherheit damit keine Freunde gemacht. 

Und so hören auch wir seine Worte in diesem Gottesdienst.

 

Ich habe mich gefragt: Wo ist Sodom und Gomorra heute? In Amerika oder in der Türkei? In Beierfeld und Grünhain? Oder gar in uns selbst? 

 

Im Lokalanzeiger (das ist das Blatt mit der vielen Werbung) fragte gestern der Kolumnenschreiber, was dieser heutige Tag soll, der den gewohnten Ablauf unterbricht, während das Leben ringsherum weitergeht, und schreibt: 

„Es wird sich schon jemand was gedacht haben, wozu dieser Tag gebraucht wird. Büßen und Beten, wie eigentlich vorgesehen, dürften aber wohl die wenigsten.“ 

Vermutlich spricht er mit seiner Unkenntnis nicht wenigen aus dem Herzen. Und wir? 

 

Na gut, für das gestrige Fußballspiel unserer deutschen Nationalmannschaft wäre wohl eine ganze Buß- und Betwoche nötig.

 

An diesem Buß- und Bettag bekommen wir also diese Worte Jesajas zu hören. Und wir werden herausfinden, was wir heute hören und zu Ohren nehmen sollen. Denn Gott unterbricht uns mit seinen Worten auch an diesem Vormittag. 

 

Dabei lassen sich Menschen nur ungern unterbrechen in ihren gewohnten Bahnen. Solches Unterbrechen und Hinterfragen ist meist unangenehm und ärgerlich. 

Das war damals so und ist heute nicht anders. 

 

Aber wenn Gott uns unterbricht und unser Tun hinterfragt, ihr lieben Geschwister, dann wird es ganz ernst. Denn Gott sieht uns und kennt jeden von uns durch und durch. Was sieht und hört er da hinter den Masken und Fassaden? 

 

Zu Zeit des Propheten Jesaja spürt Gott, dass hinter dem emsig frommen Tun oft nur noch Gewohnheit und Tradition stecken, aber nicht mehr das Herz. Gott sieht, dass es da mehr um Kult geht, als um das eigentliche Anliegen Gottes. 

Darum muss er rufen: Hört auf mit dem ganzen frommen Zirkus. Macht ihr das alles wirklich für mich? Oder dient das euch nur als Beruhigung und als fromme Leistung, wo ihr erwartet, dass ich euch das vergüten muss? 

Gott macht mit den Menschen keine Geschäfte - und schon gar nicht mit seinen Kindern. Wir können uns bei ihm nichts verdienen. Wir bleiben darauf angewiesen, dass Gott uns gnädig ist, dass er uns beschenkt und immer wieder zum Leben ermutigt. Was fangen wir damit an? 

 

Gott unterbricht seine Kinder in ihrem vermeintlich frommen Tun damals zur Zeit des Propheten Jesaja. Und ich frage mich, ob Gott uns nicht auch heute unterbricht, indem wir als Kirche, als Gesellschaft, ja als Weltgemeinschaft so innehalten müssen in dieser Zeit der Beschränkungen und Bedrohung durch Covid19 ? 

 

Das wünschen sich jetzt auch viele, dass alles wieder seinen Gang geht: das gewohnte Leben, ja auch die gewohnten Gottesdienste wie früher, Gemeindearbeit, wie wir sie kannten. Das ist verständlich. Mir geht es auch so. Aber ich vermute: es wird nicht mehr wie früher. Und was wird dann? 

 

Haben wir uns zu sehr in unseren kirchlichen Mauern eingerichtet und müssen erinnert werden, was unser Auftrag als Christen ist? Und wo unser Platz ist?

Wohin will Gott uns rufen, ja geradezu hindrängen? 

 

Gott sagt: Verlasst euren geschützten Raum und eure kirchliche Kuschelecke. Hängt nicht euren Glauben an Gewohntes, an Formen und an Traditionen, weil es eben immer schon so war. 

Ihr kennt die letzten Worte der Kirche? Das-war-schon-immer-so. 

Aber Gott-sei-Dank behält Gott das letzte Wort und er will, dass sein Wille geschieht - im Himmel und auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. 

 

Dazu unterbricht Gott die Menschen in Jerusalem vor ca. 2.700 Jahren und auch uns heute. Er tut dies quer durch die Bibel, wenn er z.B. beim Propheten Amos sagt (5, 23f.): Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

Durch Jesaja sagt Gott: Lernt Gutes zu tun, sorgt für Gerechtigkeit, haltet die Gewalttätigen in Schranken, helft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht! (V. 17) 

 

Das ist Gottes Auftrag für seine Kinder. Zu aller Zeit. 

Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Mitmenschen und mit Gottes Schöpfung, Frieden stiftendes und gerechtes Leben - das ist der Gottesdienst, der Gott gefällt. 

 

So sind wir an diesem Buß- und Bettag gefragt und darüber hinaus: Wie wirkt Kirche, wie wirken wir nach außen? Tatsächlich müssen wir wieder mehr nach außen denken und offener sein. 

Nicht denken: die Leute können ja hereinkommen. Jesus traut uns zu, Licht und Salz der Erde zu sein. Salz wirkt nicht im Salzstreuer und Licht leuchtet nicht, wenn man es abdeckt. 

Gott traut uns zu und erwartet, das sich Gottes Kinder da einbringen, wo sie mit ihren Gaben gebraucht werden:

  • Vielleicht in eurer Nachbarschaft, weil dort eine Familie nicht allein zurecht kommt. 
  • Vielleicht beim Arbeitskollegen, der einfach mal reden möchte, ohne dass jemand gleich gute Ratschläge bringt. 
  • Vielleicht im Gespräch mit Leuten, die ihre Ängste mit kruden Verschwörungstheorien mischen.
  • Vielleicht im Widerspruch zu denen, die die Welt gern eng machen wollen, die Halbwahrheiten verbreiten und Ängste schüren. 

Die Zeit mit dem Coronavirus hat einzelne und ganze Gemeinden kreativ in Bewegung gebracht.

 

Der Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche Harald Rückert erzählte, wie er in seinem Wohnort von März bis Pfingsten jeden Abend mit seinem Saxofon verschiedene Lieder und auch das Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ gespielt hat. Er hat dazu den Text auf eine Tonne vor dem Haus gelegt, so dass jeder ein Blatt mitnehmen konnte.

Eine Nachbarin sagte, das ist ein schönes Lied. Aber können wir nicht mal auch ein anderes singen? So hat Bischof Rückert mit seinen Nachbarn das Lied „Bewahre uns Gott, behüte uns Gott“ gelernt und gesungen. Dies wurde zu einem „Hoffnungslied an den weiteren Abenden, bei dem viele Menschen ihre Ängste, Sorgen und Hoffnungen aufgehoben wussten.“ 

 

Ihr lieben Geschwister: Seid an dem Platz, wo ihr lebt, seid mit eurem Leben der Gottesdienst, den die Welt braucht. Zeigt, was es heißt, das Leben zu wagen, auch wenn es Beschränkungen gibt. Gibt es denn nicht viel mehr als Beschränkung? Gibt es nicht auch Freiheit und Schönes und Hoffnung und noch so viel Unentdecktes? 

 

Gott lädt dazu ein. Kommt her, sagt er. 

Wenn blutrote Schuld weiß wie Schnee werden kann, wenn mein Versagen von Christus am Kreuz getragen wurde, dann lässt sich doch befreit Neues wagen, der Gottesdienst im Leben - oder etwa nicht? 

 

Wir können vergeben, weil uns vergeben wurde. 

Wir können einander annehmen, weil wir angenommen sind. 

Wir können mit anderen Lasten tragen, weil wir mit unserer Last getragen werden.

Wir können teilen, weil uns viel anvertraut ist. 

Wir können vertrauen, weil Christus uns hält. 

 

In dieser Zeit ist Gottvertrauen unverzichtbar. Das Vertrauen zu Jesus Christus dürft ihr nicht aus dem Blick verlieren. Das ist das einzig Tragfähige. 

 

Komm, sagt Gott. 

Aber umkehren und hingehen musst du selbst und das annehmen und gelten lassen, was Gott dir anvertraut hat. 

 

Gut, dass wir Gott alles anvertrauen können und dass er uns versteht. 

Die schwedische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin für Literatur Selma Lagerlöf sagte einmal: „Man sollte nicht ängstlich fragen. Was wird und was kann noch kommen? Sondern sagen: Ich bin gespannt, was Gott noch mit mir vorhat.“ 

 

Dazu unterbricht er das Leben und das Gewohnte. 

Buß- und Bettag - Zeit zur Umkehr und zum Gebet. 

 

Wie stand im Lokalanzeiger: „Es wird sich schon jemand was gedacht haben, wozu dieser Tag gebraucht wird.“ 

Genau. Ihr wisst es besser. Wir brauchen Gottes Weisungen, wir brauchen seine Unterbrechung zum Innehalten und Umdenken, zum Atemholen, zum Gebet, zum Ablegen von Last und Angst und zum befreiten Loslaufen. 

Hoffnung für Sodom und Gomorra, wo auch immer es gerade ist. 

Amen. 

 

(Pastor Stefan Gerisch, Grünhain. Es gilt das gesprochene Wort.) 

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